Tourentipp im Nationalpark Berchtesgaden
St Bartholomä am Königssee |
Wasser aus dem Gebirgsbach |
Bei der Ankunft in St. Bartholomä wurden wir schon mehrfach auf
die berüchtigte „Saugasse“, die uns zum Kärlingerhaus führt, und deren Aufstieg
über 36 Kehren und 400 Höhenmeter hingewiesen.
Gott sei Dank machen wir kurz zuvor an der Schrainbach-Holzstube noch
einmal Rast, um uns zu stärken und die Wasserflaschen im sauberen Gebirgsbach
aufzufüllen- begleitet von unzähligen Schmetterlingen. Schweißperlen
rinnen von der Stirn, als wir den steilen ersten Teil der Saugasse, die
sogenannte kleine Saugasse, hinauf gekraxelt sind.
Rast in der berüchtigten "Saugasse" |
Eine kurze Erfrischungspause bringt uns wieder auf die Beine, worauf es noch ein gutes Stück zwar weniger
steil, dafür aber in praller Sonne in Richtung Kärlingerhaus weiter
geht. Unzählige Trollblumen und blauer Enzian säumen den wunderschönen Weg durch den Nationalpark, der erst kurz vor
dem Kärlingerhaus sanft hinab zum Funtensee führt, bekannt als kältester Ort
Deutschlands, wovon aber bei unserer Ankunft an diesem heißen Julinachmittag nicht viel zu spüren ist.
Enzian am Weg im Nationalpark |
Niemand kommt am
Kärlingerhaus an, ohne einen gehörigen Durst. Da muss es dann schon mindestens ein
Liter Flüssigkeit sein. Am besten eine Russen-Maß, frisches Weißbier mit Zitronenlimonade,
um sich völlig dehydriert mit neuen Elektrolyten zu stärken. Wer mutig ist,
wagt gleich noch ein kühles Bad im Funtensee, der selbst im Hochsommer erfrischend kühl ist. Das Bergsteiger-Abendessen auf der Sonnenterasse des Kärlingerhauses ist danach genau die richtige Stärkung, um sich schon bald müde schlafen zu legen.
Aufstieg zum Feldkogel |
Früh morgens um sechs schon den ersten Gipfel zu besteigen, ist ein absolut lohnenswertes Abenteuer im Nationalpark Berchtesgaden. Es ist der vielleicht heißeste Tag des Jahres, Anfang Juli. Doch der Funtensee liegt noch schläfrig im Nebel. Unterwegs begegnen wir Frühaufstehern unter den Murmeltieren und einem schwarzen Alpensalamander. Morgens um sieben und schon am Gipfel! Oben am Feldkogel auf 1.886 Metern schweift der Blick über Watzmann, Königssee und unzählige Bergspitzen.
Murmeltier am Funtensee |
Eine kurze Stärkung, schon geht´s wieder hinab, schließlich wollen wir das Frühstück im Kärlingerhaus nicht verpassen. Davor noch ein Bad im eiskalten Funtensee. Brrrrr! Schon nach wenigen Schwimmzügen gerate ich ins Schlottern. Heiligabend 2001 wurde hier ein Kälterekord von minus 45,9° C erreicht - die bisher tiefste in Deutschland vom Wetteramt aufgezeichnete Bodentemperatur überhaupt. So wurde der Funtensee als kältester Ort Deutschlands bekannt. An Tagen wie diesem heißen Sommertag ist das frische Morgenbad aber herrlich erfrischend.
Schmetterlinge auf dem Weg |
Köstlich bekommt nach dem ersten Gipfel und dem mutigen Bad im See das Frühstück. Wenn arrangiert, ist ein Besuch der Enzianbrennhütte am Funtensee möglich. Von Mitte Juni bis Ende August lebt Hubert Ilsanker, kurz Hubsi, auf der Brennhütte in 1608 Metern Höhe im Nationalpark. Nur alle sieben Jahre wird der Enzian geerntet und am Berg destilliert. Entsprechend teuer ist der edle Tropfen. Schließlich wollen die Enzianwurzeln erst mal gestochen werden, um dann im Gebirgsbach gesäubert und auf der Hackbank klein gehackt zu werden. Anschließend wird alles mehrere Wochen in der Hütte zur Maische vergoren. Dann geht´s ab in den Brennkessel. Nach mehreren Brenngängen fliegt der Feinbrand per Hubschrauber ins Tal, wo er sieben Jahre in einem Felsenkeller in Eschenholzfässern seinen Geschmack entwickelt.
Nach dem langen Abstieg über die Saugasse werden wir mit einer herrlichen Erfrischung belohnt. Ein eiskaltes Bad im Königssee ist an diesem heißen Sommertag der krönende Abschluss unserer Tour durch den Nationalpark, bevor es mit dem Elektroboot zurückgeht. Einheimische gehen hier kaum baden, es ist ihnen zu kalt. Manchen strecken auch nur mal die Füße ins kühle Nass.
Von Henning Heilmann
Von Henning Heilmann
INFO
Allgemeine Informationen
Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, Bahnhofsplatz 4, 83471 Berchtesgaden.
Tel. +49 1805 865200 www.berchtesgadener-land.com
30. August - 01. September 2013
2-Tages-Tour zum Kärlingerhaus
Aufstiegszeit: ca. 3,5 bis 4 Stunden.
Ausgangspunkt: St. Bartholomä am Königssee (nur mit dem Elektroboot von Königssee aus erreichbar).
Anforderungen: Gute Kondition, Bergschuhe, Getränk und Brotzeit für die Wanderung.
Übernachtung im Kärlingerhaus: info@kaerlingerhaus.de
Empfehlung für weiterführende Touren: Bergführer Toni Grassl aus Berchtesgaden, staatl. geprüfter Berg- und Skiführer .
Kartenmaterial:
KOMPASS Berchtesgadener Land Königssee Nationalpark Berchtesgaden (1:25:000). ISBN: 978-3-85026-719-9
Für weiterführende mehrtägige Touren durch den Nationalpark Berchtesgaden in Richtung Saalfelden / Maria Alm am Steinernen Meer in Österreich eignet sich auch KOMPASS Saalfelden, Saalbach, Zell am See (1:50.000). ISBN: 978-3-85026-521-8. Die Karte deckt die besprochene Tour im Nationalpark Berchtesgaden ab.
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